Gotthardtunnel – Verbindung zwischen Göschenen und Airolo

Was kommt den meisten Menschen in den Sinn, wenn sie an die Schweiz denken? Schokolade wahrscheinlich, aber auch Käse, Uhren und natürlich die Berge. Aber auch wenn die Berge ein Markenzeichen der Schweiz sind, das Touristen im Winter und im Sommer anlockt, die Berge stellen auch ein Problem dar. So war es zum Beispiel vor 1970 schwierig, vom Kanton Uri in den Kanton Tessin zu reisen, denn zwischen den beiden Schweizer Kantonen liegt das gewaltige Gebirgsmassiv des Gotthards. Wer damals trotzdem von Uri aus in den südlichen Teil der Schweiz oder auch umgekehrt fahren wollte, der muss Zeit mitbringen, denn die Fahrt über die Passstraße dauerte ihre Zeit.

Um den Gotthard zu überwinden, beschlossen die beiden Kantone einen Straßentunnel zu bauen, der unter dem Bergmassiv hindurch führt. Gesagt, getan, 1970 begannen die Bauarbeiten, die genau zehn Jahre später beendet waren. Seit 1980 verbindet der Gotthardtunnel auf einer Strecke von insgesamt 16,9 km die Städte Göschenen im Kanton Uri und Airolo im Kanton Tessin miteinander.

Der Bau des Gotthardtunnels

Gotthard-tunnelAls der Plan feststand, einen Tunnel durch den Gotthard zu bauen, begannen 1970 die ersten Arbeiten. Von Anfang an war den Tunnelplanern klar, dass es nicht einfach werden würde, denn sowohl das Gestein als auch die geplante Strecke wiesen eine Menge Schwierigkeiten auf. So musste zum Beispiel ein weiter Bogen in westlicher Richtung gemacht werden, um das Urserental zu umgehen, denn dieses Tal würde aus geologischer Sicht zu viele Probleme bereiten. Auch die Lüftungsschächte bereiteten Kopfzerbrechen. So musste der ursprüngliche Plan mehrfach geändert werden, um diese so wichtigen Schächte von der parallel verlaufenden Passstraße zugänglich zu machen.

Neben dem eigentlichen Tunnel wurde direkt daneben ein Sicherheitstunnel gegraben, der im März 1976 durchstoßen wurde. Die Arbeiten an beiden Tunneln kamen mit sechs Metern täglich trotzdem recht schnell voran. Was die Lüftung anging, so wurde nichts dem Zufall überlassen. Sechs Lüftungsschächte wurden an den strategisch wichtigen Punkten angebracht, unter anderem am Bäzberg, am Hospental und an der alten Passstraße, wo der Guspisbach in den Gotthardreuss mündet, um die verbrauchte Luft aus dem Gotthardtunnel hinaus und frische Luft hinein zu pumpen. Da auch an der Überdeckung des Tunnels nicht gespart wurde, ist es im Tunnel selbst in den Wintermonaten im Schnitt 30° Grad warm. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kamen in den zehn Jahren, in denen der Gotthardtunnel gebaut wurde, 19 Arbeiter ums Leben.

Die zweite Röhre

Wie bei vielen anderen Straßentunneln durch die Alpen, so wurde auch für den Gotthardtunnel eine zweite Röhre geplant, die aber aus Kostengründen erst einmal zurückgestellt wurde. Die Verantwortlichen hatten gehofft, dass das Verkehrsaufkommen nicht so groß werden würde, aber sie wurden enttäuscht, denn schon 1981 fuhren über 170.000 Lastkraftwagen durch den Gotthardtunnel. Der Bau der zweiten Röhre wurde unumgänglich, jedoch sträubte sich die Politik, auch wegen der sehr hohen Kosten. 2001 gab es schließlich ein Volksbegehren, die sogenannte Avanti-Initiative, die einen zügigen Ausbau der zweiten Tunnelröhre forderte.

Das Volksbegehren stützte sich dabei auf die kilometerlangen Staus vor den Einfahrten in den Gotthardtunnel und auch die mangelende Sicherheit war ein Argument der Befürworter für eine zweite Röhre. Der Schweizer Bundesrat wollte immer noch so recht und stellte ein Gegengutachten vor, aber dieses Gutachten wurde im Februar 2004 von den Schweizern mit großer Mehrheit abgelehnt. Am 27. Juni 2012 stimmte der Bundesrat schließlich für die zweite Röhre durch den Gotthard und gab bekannt, dass diese Entscheidung nur getroffen wurde, um die Sicherheit zu erhöhen und um die erste Röhre des Gotthardtunnel sanieren zu können. Auch wenn die zweite Röhre nach langen Jahren endlich genehmigt wurde, das Problem der Staus löst die Röhre trotzdem nicht. Nach dem Gesetz darf auch in Röhre Nummer zwei nur einspurig und in eine Richtung gefahren werden. Zwar gibt es mittlerweile Pläne, um dieses Gesetz zu lockern, aber das wird sehr wahrscheinlich erst zwischen 2020 und 2027 der Fall sein. Die Kosten stehen allerdings schon fest: Die Modernisierung wird sehr wahrscheinlich 2,8 Milliarden Schweizer Franken kosten.

Wie sicher ist der Gotthardtunnel?

Der Gotthardtunnel ist mit seinen knapp 17 km Länge nicht nur einer der längsten Straßentunnel der Welt, er gilt auch als sehr sicher. Alle 750 m ist eine Pannenbucht, die drei Meter breit und 41 m lang ist. Dazu kommen Schutzräume in einem Abstand von 250 m, die mit einer ständigen Überdruckbelüftung ausgestattet sind und in denen 60 Menschen Platz finden. Von diesen Schutzräumen aus führt ein Weg in einen Rettungsstollen. Zudem sind im Gotthardtunnel alle 125 m Telefone für Notrufe und auch Feuerlöscher zu finden.

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gab es in den 34 Jahren, die der Tunnel bereits in Betrieb ist, 875 Unfälle, bei denen 30 Menschen ums Leben kamen. Am 24.Oktober 2001 kam es zum bisher schwersten Unfall, als zwei Lastwagen zusammenstießen und in Flammen aufgingen. Elf Menschen wurden getötet und der Gotthardtunnel musste für über acht Wochen für den kompletten Verkehr gesperrt werden, um die Folgen des Unfalls zu beseitigen.

Um weitere schwere Unfälle zu vermeiden, wird die Zufahrt für Laster an beiden Tunnelportalen durch Ampeln geregelt. Bevor es in den Gotthardtunnel geht, müssen die LKWs in einem kleinen Vorraum warten und pro Minute dürfen nur zwei bis drei Laster in den Tunnel einfahren. Schwerlastzüge müssen einen Sicherheitsabstand von 150 m halten, was ständig durch Videos überwacht wird, und auch die Polizei ist regelmäßig unterwegs, um zu kontrollieren. Durch diese Maßnahmen ist die Zahl der Unfälle im Gotthardtunnel auf sieben bis zehn zurückgegangen.

Wie hoch ist die Maut im Gotthardtunnel?

GotthardtunnelDie meisten Tunnel durch die Alpen sind mautpflichtig, der Gotthardtunnel ist es nicht. Es muss keine gesonderte Tunnelmaut gezahlt werden, wohl aber eine Maut für die Fahrt über die Autobahnen in der Schweiz. Alle, die auf der Nationalstraße A2 von Basel nach Chiasso unterwegs sind, müssen Maut bezahlen, aber wenn sie auf diesem Weg durch den Gotthardtunnel fahren, dann wird keine zusätzliche Maut verlangt, die Durchfahrt ist in der regulären Maut inbegriffen. Alle, die öfter in der Schweiz unterwegs sind, die können eine sogenannte Jahresvignette kaufen. Wer sich für die praktische Lösung entscheidet, der zahlt nur einmal und kann das ganze Jahr über durch die Schweiz und den Gotthardtunnel reisen.

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