Die Deutschen sind bekanntlich Weltmeister, wenn es ums Verreisen geht und besonders gerne reisen sie ins Nachbarland Österreich. Auf der Beliebtheitsskala steht die Alpenrepublik noch vor Spanien und der Türkei und allein das Bundesland Tirol hat pro Jahr mehr Feriengäste als Griechenland. Der Grund, warum Österreich als Reiseland so beliebt ist, liegt an der großen Vielfalt, die das Land zu bieten hat. Im Sommer locken die Seen und die Berge zum Wandern und im Winter sind die Alpen eine bevorzugte Region für alle, die gerne auf Skiern und auf dem Snowboard stehen.
Kärnten und das Salzburgerland gehören zu den sogenannten Hotspots in Österreich und jedes Jahr kommen die Feriengäste aus Deutschland gerne in diese beiden Bundesländer. Damit die Reise von Kärnten nach Salzburg und andersrum nicht allzu viel kostbare Ferienzeit kostet, wurde der Katschbergtunnel gebaut, der die Orte St. Michael im Lungau auf der Salzburger Seite und Rennweg in Kärnten miteinander verbindet. Neben dem Tauerntunnel ist der Katschbergtunnel einer der bekanntesten Straßentunnel in Österreich.
Der Bau des Katschbergtunnels
Als die Reisewelle in den 1950er Jahren in Deutschland begann, da standen vor allem zwei Länder ganz weit oben auf der Hitliste: Österreich und Italien. Aber die Reise an den Gardasee, an die italienische Adria oder auch in der Berge von Kärnten war mehr als nur umständlich, denn die Urlauber mussten wohl oder übel die Alpen auf steilen Passstraßen überqueren. Das stellte vor allem für die Autos, die in jener Zeit gebaut wurden, eine sehr hohe Herausforderung dar. Die meisten Feriengäste mussten viel Zeit einplanen, um die Alpen zu überqueren, denn nicht immer funktionierte der Wagen so wie gewünscht, bei vielen wurde der Kühler an besonders steilen Anstiegen zu einem Problem.
Um es den Feriengästen, die schließlich viel Geld ins Land brachten, ein wenig einfacher zu machen, wurden Tunnel durch die Alpen geplant, wie der Katschbergtunnel. Pläne für den Katschbergtunnel gab es schon lange, aber erst Anfang der 1970er Jahre wurden sie auch in die Tat umgesetzt. Am 13. April 1973 war es dann endlich so weit, es erfolgte der sogenannte Durchschlag, dem am 21. Dezember 1974 die feierliche Eröffnung für den Verkehr folgte. Inklusive der Anfahrtrampen und Portale auf beiden Seiten hatte der Katschbergtunnel bei seiner Fertigstellung eine Länge von 5.898 m.
Gebaut wurde zunächst aber nur eine Tunnelröhre, weil eine zweite zu teuer geworden wäre. Zwar wurden für die zweite Tunnelröhre durch den Katschbergtunnel schon auf einer Länge von 900 m Felsen und Geröll aus dem Weg geräumt, aber die Verantwortlichen wollten nicht nur viel Geld sparen, sie hatten auch die Befürchtung, dass eine zweite Röhre das Verkehrsaufkommen noch weiter erhöhen würde.
Die zweite Tunnelröhre
Am 29. Mai 1999 kam es im Tauerntunnel, der wie der Katschbergtunnel auch nur über eine Röhre verfügte, zu einem folgenschweren Unglück, als ein LKW in eine Autokolone raste und dann ausbrannte. Zwölf Menschen kamen bei diesem Unfall ums Leben, fast 50 Menschen wurden schwer verletzt. Nach diesem Unglück wurden Expertenstimmen laut, die einen solchen Unfall auch für den Katschbergtunnel nicht ausschlossen und so wurde wie am Tauerntunnel auch, der Bau einer zweiten Tunnelröhre beschlossen.
Am 4. Dezember 2004 begannen auf der Kärntner Seite des Katschbergtunnels in Rennweg die Arbeiten für die zweite Tunnelröhre. Da schon einige hundert Meter durch den Fels geschlagen worden waren, gingen die Bauarbeiten sehr zügig voran. Ab Mai 2005 schafften es die Arbeiter, sich jeden Tag 20 m durch den Fels zu graben und am 31. März des Jahres 2006 erfolgte dann der Durchbruch. Bis zu diesem Tag waren 652.000 Tonnen Felsgestein und Geröll aus dem Berg geschafft worden. Ab Mai 2006 wurde die Schale aus Beton gegossen und diese Arbeit wurde im Sommer 2007 vollendet. Anschließend begann die aufwendige Installation der Lüftungs- und Elektroanlagen.
Wie zuvor beim Tauerntunnel, so schloss sich auch beim Katschbergtunnel dem Bau der zweiten Röhre die Sanierung der ersten Röhre an. Komplett fertig waren die Bauarbeiten an beiden Röhren des Katschbergtunnels am 4. April 2008, und etwas über ein Jahr später, am 30. April 2009 wurde der neue Katschbergtunnel für den Verkehr freigegeben.
Heute ist die erste Röhre des Katschbergtunnels 5.565 m und die zweite Röhre 5.898 m lang. Gefahren wird auf einer Betondecke und die Fahrbahnbreite beträgt in beiden Tunnelröhren 7,50 m.
Mehr Sicherheit im Katschbergtunnel
Um ein Unglück wie im Tauerntunnel in Zukunft zu vermeiden, wurden in beiden Tunnelröhren jeweils zwei befahrbare und 14 begehbare Querschläge eingebaut. Für eine zusätzliche Sicherheit sorgen zudem sechs Ersatzquerschläge, die es möglich machen, bei einem Brand von einer Tunnelröhre in die andere zu flüchten.
Die neue Tunnelröhre kostete rund 89 Millionen Euro und die Renovierung der ersten Röhre verschlang noch einmal 23 Millionen Euro. Es wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2020 für Lärmschutz- und Umweltmaßnahmen noch einmal 300 Millionen Euro ausgegeben werden müssen. Um eine höchst mögliche Sicherheit zu gewährleisten, wurde auch in den Katschbergtunnel ein besonderes System eingebaut. AKUT heißt dieses System, das aus speziellen Mikrofonen besteht, die in die beiden Tunnelröhren eingebaut wurden. Diese Mikrofone, die im Abstand von 125 m verbaut wurden, fangen jedes Geräusch ein. Wenn ein Geräusch von der Norm abweicht, wie etwa wenn ein Reifen platzt oder wenn es zu einer Vollbremsung kommt, dann wird automatisch ein Alarm ausgelöst.
Wie viel Maut muss bezahlt werden?
Auch für den Katschbergtunnel muss eine Maut gezahlt werden. Für Autos mit weniger als 3,5 Tonnen Gewicht gibt unterschiedliche Tarife, deshalb hier ein Überblick:
- Eine Einzelfahrt: elf Euro
- Eine Jahreskarte: 103,- Euro
- Eine Jahreskarte mit Vignettenermäßigung: 63,- Euro
- Eine Jahreskarte für Pendler: 39,50 Euro
Pendler bekommen eine Jahreskarte mit Vignettenermäßigung kostenlos, und Menschen mit einer Behinderung erhalten eine vergünstigte Maut von sieben Euro. Alle, die zwischen den beiden österreichischen Bundesländern Salzburg und Kärnten berufsbedingt pendeln, können bei einer Fahrt durch den Katschbergtunnel nicht nur sehr viel Zeit, sondern mit der richtigen Mautvariante auch noch viel Geld sparen.
Wie beim Tauerntunnel auch, so wird für den Katschbergtunnel eine Sondermaut erhoben, die nur für die Durchfahrt durch den Tunnel bezahlt werden muss. Wer auf anderen Autobahnen in Österreich fährt, der muss eine zusätzliche Maut für die jeweilige Autobahn bezahlen.
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