Wurzenpass – Verbindung zwischen Österreich u. Slowenien

Nicht jeder kann sich mit dem Gedanken anfreunden durch einen Tunnel zu fahren, um die Berge zu umgehen. Viele haben ein ungutes Gefühl, kilometerlang durch eine relativ enge Röhre zu fahren, und alle, die unter Klaustrophobie leiden, werden wahrscheinlich nie auf den Gedanken kommen, sich ein Auto zu setzen und einen Tunnel zu durchqueren. Aber vor allem in den Alpen Österreichs gibt es einige Tunnel, die es einfacher machen von einem Bundesland ins nächste zu wechseln. Auch wer Österreich als Transitstrecke auf dem Weg nach Slowenien nutzt, der kann durch einen Tunnel fahren, nämlich den Karawankentunnel.

Wer den Tunnel meiden möchte, der hat aber eine Alternative und diese Alternative ist der Wurzenpass (Aktuell wegen Corona gesperrt), eine Passstraße, die Österreich mit dem Nachbarland Slowenien verbindet. Wer von der österreichischen Seite über den Wurzenpass fährt, der startet seine Reise in Villach in Kärnten und fährt dann über Gora-Kranjska und Jesenice bis nach Ljubljana. Mit einer Höhe von 1.073 m ist der Wurzenpass zwar nicht der höchste Übergang über die Karawanken, aber landschaftlich bietet diese Passstraße den Reisenden einiges.

Eine Straße mit Geschichte

WurzenpassDie Geschichte des Wurzenpasses reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Ausgebaut wurde die Serpentinenstrecke schon im Jahr 1734 und sie diente damals dem Handel zwischen Kärnten und Slowenien. In Siebenbürgen wurde viel Kupfererz abgebaut, das im Land selbst aber nicht verarbeitet werden konnte. Das passierte auf der anderen Seite der Karawanken, in Kärnten. Als es noch keine Straße gab, war es mühsam das Kupfererz auf Pferde- und Eselskarren über die Berge zu bringen, in den schneereichen und sehr kalten Wintermonaten war es sogar unmöglich.

Um den Handel zu erleichtern, wurde schließlich der Wurzenpass gebaut, eine befestigte Straße, die eine Überquerung der Berge auch bei widrigen Witterungsbedingungen möglich machte. Aber der Crainberg, wie der Wurzenpass damals auch genannt wurde, war nicht nur die schnellste Verbindung zwischen Kärnten und Slowenien, die Passstraße bot auch die Möglichkeit, sicher zum Katschberg und zu den Turracher Höhen zu gelangen. Von dort war es einfach zu den wichtigen Handelsstädten Triest und Görz zu reisen. Vor allem als Triest durch seinen Hafen zu einer Handelsmetropole aufstieg, gewann der Wurzenpass mehr und mehr an Bedeutung und es wurde sogar überlegt, einen Tunnel zu bauen.

Dieser Tunnel wurde gebaut, allerdings sehr viel später. Heute ist der Karawankentunnel die kürzeste und bequemste Form, um von Österreich nach Slowenien zu fahren.

Der Wurzenpass heute

Damals wie heute hat der Wurzenpass aber einen sehr großen Nachteil und das sind seine zum Teil extremen Steigungen. Bei einigen Streckenabschnitten muss eine Steigung von 18% bewältigt werden, und da die Straße des Passes sehr eng und sehr kurvenreich ist, sollten sich nur erfahrene Autofahrer diese Strecke zutrauen.

Nicht zu empfehlen ist der Wurzenpass für Autos, die einen Anfänger haben. Wer mit dem Wohnwagenanhänger über den Wurzenpass fahren will, hat Pech, denn Wohnwagenanhänger sind auf der Passstraße verboten. Erlaubt ist aber eine Fahrt mit dem Wohnmobil. Das Verbot hat seinen Sinn, denn zum einen ist es für Autos, die wenig PS und einen Wohnwagenanhänger haben, sehr schwer die Steigungen zu bewältigen, und auch die Rückfahrt, wenn es wieder steil bergab geht, kann für ein Gespann sehr gefährlich werden. Für die Sicherheit der Reisenden über den Wurzenpass gibt es einen Fluchtweg, Probleme treten aber auch dann auf, wenn es zu langen Staus auf der Serpentinenstraße kommt. Da Slowenien und Österreich das Schengenabkommen unterzeichnet haben, gibt es auf dem Wurzenpass keine Grenzkontrollen, was viel Zeit erspart.

Das Museum auf dem Wurzenpass

Nur wenige Passstraßen in Europa haben ein eigenes Museum, der Wurzenpass hat allerdings eines. Das sogenannte Bunkermuseum befindet sich in den ehemaligen Bunkeranlagen, die im Kalten Krieg zwischen 1963 und 2002 aktiv, aber streng geheim waren. Als der Kalte Krieg vorüber war und Europa zusammenwuchs, wurde aus den alten Bunkeranlagen ein einzigartiges Bunkermuseum.

Die Bunkeranlagen dienten einst dazu, Österreich vor den damaligen Staaten des Warschauer Paktes zu verteidigen. Auch wer keine Ahnung von der komplizierten Vergangenheit hat, sollte einen Rundgang durch das Museum machen. Am Eingang gibt es ein umfassendes Informationszentrum, wo sich die Besucher informieren können, worin die Aufgabe der Bunkeranlagen bestand. Der Rundgang durch das Museum am Wurzenpass führt unter anderem durch die früheren Verbindungsgräben und auch durch die engen, tunnelartigen Gänge der Anlage. Einer der Höhepunkte des Bunkermuseums am Wurzenpass ist aber ein Panzer aus dem ehemaligen Jugoslawien. Dieser Panzer kam während eines zehn Tage dauernden Krieges zu Einsatz und wurde von den Soldaten des österreichischen Bundesheeres erbeutet.

Am Ende der Gänge befinden sich dann die sieben Bunker, die für den Schutz und die Versorgung, aber auch für Kampfhandlungen gebaut wurden. Das Museum zeigt unter anderem Panzertürme, Kanonen sowie Waffen, die zur Abwehr von Artilleriegeschossen und zur Fliegerabwehr gebaut wurden. Besonders in Hinsicht auf das heutige Europa ist das Bunkermuseum am Wurzenpass ein mehr als nur interessantes Museum. Es befindet sich 2,5 km von der slowenischen Grenze entfernt und ist von Mai bis Oktober von 10:00 Uhr bis 18:00 geöffnet. In den Monaten Juli und August können Besucher das Museum von Montag bis Sonntag sehen, in den restlichen Monaten ist es nur von Mittwoch bis Sonntag für das Publikum geöffnet.

Eine wunderschöne Landschaft

Wurzen-PassSicher ist es einfacher und auch schneller durch den modernen Karawankentunnel zu fahren, aber alle, die mehr von der grandiosen Landschaft der Alpen sehen wollen, die sollten auf jeden Fall den Weg über den Wurzenpass wählen. Auch wenn die Passstraße steil und nicht ganz so einfach zu fahren ist, jeder Autofahrer wird mit einem wunderschönen Panoramablick belohnt.

Die Berge, Wiesen und Wälder sind aber nicht nur im Sommer ein herrlicher Anblick, auch wenn in den Wintermonaten der Schnee auf den Gipfeln liegt, dann verwandelt sich die Landschaft der Karawanken in ein glitzerndes Zauberreich. Wer im Winter über den Wurzenpass fahren möchte, der sollte natürlich Winterreifen haben, und auch Schneeketten im Kofferraum sind keine schlechte Idee.

Es gibt einfachere Wege über den Korensko sedlo, wie der Wurzenpass in slowenischer Sprache heißt, aber es gibt keine schönere Möglichkeit, um die großartige Landschaft zwischen den beiden Ländern Österreich und Slowenien zu genießen, als bei einer Fahrt mit dem Auto über den Wurzenpass.

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